Geld verdirbt den Charakter, so sagt man. Den Wein zum Glück nicht. Ein Bodegaportrait

Während der Großteil der Branche über Verkaufsrückgänge klagt, oft nicht weiß, woher er das Geld für notwendige Investitionen hernehmen soll, stellte das alles für die Bodegas Tradición kein Problem dar. Mit dem finanziellem Hintergrund von Joaquín Rivero (einer der Immobilienmagnaten Spaniens) und dem Anspruch, ausschließlich Topqualität zu produzieren, 1998 gegründet, renovierte man eine aufgelassene, zur Ruine verfallene Bodega – einstmals im Besitz von Domecq – aus dem 19. Jahrhundert in bester Stadtlage (Plaza Cordobeses, 3) – aufgrund ihres Standortes auch bester Bodegalage – unmittelbar an den alten Stadtmauern und besitzt damit heute eines der Bodegaschmuckstücke in Jerez.

Mehr zum Thema

Um für ihre Weine die notwendige Grundlage zu haben, war es Dank der finanziellen Ressourcen möglich, auf wahre Schätze diverser anderer Bodegas zurückgreifen. So konnten teils uralte Soleras von Croft, Bobadillo, Osborne, Delgado-Zuleta, Harveys und Domecq erstanden werden, die heute den Grundstein für die die Weine der Bodega bilden.

Der Unterschied

Offensichtlichster Unterschied zu anderen Bodegas ist die Konzentration auf und die Produktion von ausschließlich VOS (Pedro Ximénez) und VORS Weinen (Amontillado, Oloroso, Palo Cortado) und damit auch der Verzicht auf den schnellen Reibach. ( seit kurzem gibt es auch einen Fino, den wir allerdungs ( noch ) nicht im Programm haben.

Mit dem Anspruch, nur was wirklich top ist, verlässt das Haus – sollte der Wein eben noch brauchen, dann lässt man ihm noch die nötige Zeit (klar, auch wieder nur möglich durch den finanziellen Hintergrund und dem Prinzip, mit der Bodega nicht vordergründig Geld verdienen zu müssen und der Vision den vier Sherries der Bodega den entsprechenden Platz unter den großen Weinen der Welt zu sichern – das der Weg der richtige ist, belegen diverse nationale und internationale Auszeichnungen). Die Weine kommen praktisch fast unfiltriert und unbehandelt auf die Flasche – bei dem Alter der Weine fast selbstverständlich.

Derzeit besitzt die Bodega rund 1.500 Fässer, wobei bei entsprechendem Angebot (vor allem, was die Qualität betrifft) diese Zahl durchaus steigen kann.

Wein und Kunst

Ein viel besprochenes Thema, das hier in Reinform zu bewundern ist. Befindet sich doch seit Juni (nach dementsprechender Adaptierung – Weine und Gemälde haben dann doch etwas unterschiedliche Anforderungen an ihre entsprechende Lagerung) in einem Teil der Bodega ein Auszug der Gemälde der Collecíon Joaquín Rivero (eine der größten Privatsammlungen spanischer Malerei des 16. Bis 19. Jahrhunderts), mit Werken von unter anderem Velázquez, Labrador, Valdés Leal, Goya etc. Mittlerweile umfasst die sich im ständigen Wachstum befindliche Colección rund 300 Werke und bietet in Kombination mit einem Bodegabesuch eine lohnende Alternative zu den klassischen Touristentouren in anderen Bodegas.

Tipp am Rande: man spricht deutsch. Einfach nach der netten Ulli aus Österreich fragen.

 

Hier geht es zu Sherries der Bodegas Tradición