Machen Frauen besseren Wein, im Speziellen besseren Sherry? Nach einem Besuch bei El Maestro Sierra ist man versucht, diese Frage mit einem eindeutigem Ja zu beantworten.
Die 1830 gegründete und kurze Zeit danach von José Antonio Sierra (ein begnadeter Fassmacher, der unter dem Namen El Maestro Sierra bekannt war) erworbene Bodega befindet sich in der Nähe des geschichtsträchtigen Alcazars von Jerez an der Plaza de Silos, Nummer 5. Die sich noch immer im Familienbesitz befindliche Bodega wird de facto ausschließlich von Damen (im wahrsten Sinne des Wortes) geleitet und auch die Mehrheit der Angestellten ist weiblichen Geschlechts – an sich ja nicht der Rede wert, aber in der ansonsten Macho-männerdominierten Welt des Sherries darf dieses Unikum nicht unerwähnt bleiben.
Einst Almacenista
Ursprünglich ein reiner Almacenista Betrieb (für einige der großen Bodegas) begannen die umtriebigen Damen schließlich 1992 ihren Wein unter dem eigenen Label „El Maestro Sierra“ zu vermarkten.
Im Nachhinein muss man als Konsument ja eigentlich dankbar sein für die Sherrykrise Ende vorigen Jahrhunderts – gäbe es doch sonst viele dieser wunderbaren Weine nicht auf dem Markt (siehe 3000 Jahre Sherrygeschichte – Senkung der notwendigen Mindestbestandsmenge von 12.500 hl auf 500 hl).
Was macht nun diese Bodega mit ihren rund 1.500 Fässern so besonders?
Zeit und Tradition
Den Most kaufen sie wie viele von der örtlichen Kooperative, doch was dann passiert, hebt die Bodega von vielen anderen ab. Zeit (die die Weine benötigen, um zu dem zu werden, was sie sind und sein sollen) scheint hier keine, oder nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Jeder Wein bekommt hier die Zeit zugestanden, die er benötigt, um seine Komplexität zu entwickeln.
Entgegen dem Trend zu High-Tech und Automatisierung erfolgt hier auch noch alles von Hand – sicherlich auch aus wirtschaftlichen Gründen, würde sich die Investition in diverse Gerätschaften aufgrund der Größe der Bodega mit ziemlicher Sicherheit nicht rechnen – eine Arbeitsweise und Liebe zu den Weinen (unter dem Motto: „Man füttert sein Kind ja auch nicht mit einer Maschine“), die letztlich im fertigen Produkt, das weit entfernt vom Mainstream ist, spürbar ist.
Wenig Filtration
Der Filtrationswahn vieler anderer Bodegas zum Ende des 20. Jahrhunderts war hier nie ein Thema, werden die Weine hier doch nur sehr sanft gefiltert, was den Weinen wesentlich mehr von ihrer ursprünglichen Persönlichkeit im Fass lässt.